„Ich will niemandem zur Last fallen“ – die zweite große Lüge im Alter
- Ch. Gathof
- 28. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

„Ich will niemandem zur Last fallen."
Ein Satz, den fast jede Tochter oder jeder Sohn von den eigenen Eltern schon gehört hat.
Er klingt nach Rücksicht, nach Liebe – und führt doch oft zu Streit, Schuldgefühlen und Entscheidungen im Nebel.
Denn in Wahrheit bedeutet er oft: „Ich rede nicht über das, was kommt.“
Doch Schweigen schützt nicht. Es legt nur Steine auf den Weg – für Eltern und Kinder gleichermaßen.
Klarheit dagegen ist wie ein tragender Stein im Fluss: Sie schenkt Halt, auch wenn das Wasser höher steigt.
1. Warum dieser Satz Familien belastet
Viele ältere Menschen wollen ihre Kinder schonen. Doch die Folge ist oft das Gegenteil.
Die Kinder bleiben mit Fragen zurück, die sie irgendwann allein beantworten müssen:
– Welche Pflege möchte er/sie?
– Wo möchte er/sie wohnen, wenn Hilfe nötig wird?
– Wer darf entscheiden, wenn die Erinnerung nicht mehr trägt?
Jede verschobene Antwort ist wie ein Stein im Rucksack der Familie.
Die Angst, Last zu werden, verwandelt sich in eine noch größere Last – für alle.
👉 Klarheit bewahrt Würde – bei Eltern und Kindern.
2. Was Klarheit stattdessen bedeutet
Klarheit heißt nicht, jedes Detail geregelt zu haben.
Klarheit heißt, die wichtigsten Dinge auszusprechen – bevor Schweigen schwer wird.
Ein einziger Satz kann mehr entlasten als tausend ungesagte Gedanken:
– „Es ist mir wichtig, dass ihr wisst, was ich mir wünsche.“
– „Ich möchte, dass ihr vorbereitet seid.“
– „Ich vertraue euch – und möchte euch entlasten, indem wir reden.“
Besonders dann, wenn Erinnerung brüchig wird, trägt ein klarer Satz mehr als Schweigen.
Jede geklärte Antwort ist ein Stein weniger im Weg.
3. Mini-Übung: Eine kleine Bitte, die Leichtigkeit schenkt
Schreiben Sie heute eine einzige Bitte auf – klein, konkret, ehrlich.
Zum Beispiel:
– „Wenn ich einmal vergesslich werde, helft mir, meine Lieblingsmusik zu hören.“
– „Bitte achtet darauf, dass ich meine Ruhezeiten habe.“
– „Wenn ich Hilfe brauche, wünsche ich nicht Perfektion – nur Nähe.“
Dieser eine Satz von Ihnen ist wie ein kleiner Stein, der den Boden fester macht.
Legen Sie ihn sichtbar hin oder sprechen Sie ihn in einem ruhigen Moment aus.
So entsteht Klarheit im Herzen – leise, würdevoll, entlastend.
Mini-Geschichte
Eine Tochter erzählte: „Meine Mutter sagte immer: "Ich will euch nicht zur Last fallen."
Doch als die Demenz kam, mussten wir alles allein entscheiden – ohne zu wissen, was sie wollte. Heute wünschte ich, sie hätte uns wenigstens einen Satz hinterlassen:
"Bitte sorgt dafür, dass ich zu Hause bleiben darf, solange es geht."
Dieser eine kleine Stein hätte uns getragen – und Schuldgefühle leichter gemacht.“
„Ich will niemandem zur Last fallen“ – klingt liebevoll, ist aber eine Lüge.
Die Wahrheit ist: Klarheit entlastet mehr als Schweigen.
Jede kleine Bitte, jedes offene Wort ist ein Stein, der den Weg leichter macht.
Die fünf wichtigsten Fragen sind ein guter Anfang.
Sie finden sie in meinem Impuls-Wegweiser – eine kleine Hilfe, die Ruhe schenkt und Orientierung gibt.
👉 Hier geht es zum aktuell kostenlosem Wegweiser:
Kommentare