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Abschied auf Raten – Wenn Trauer beginnt, bevor jemand gegangen ist

  • Ch. Gathof
  • 5. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 13 Stunden

Es ist ein seltsames Gefühl, das viele nicht benennen können. Etwas zwischen Verlust und Alltag. Zwischen tiefer Liebe und hilfloser Erschöpfung.



Eine Tochter hält ihre Mutter im Arm mit Blick in die Ferne, sitzend auf einer Gartenbank. Bereich Eltern begleiten. Wenn Trauer beginnt, bevor jemand gegangen ist.

Denn manchmal beginnt die Trauer, lange bevor das Leben endet.


Wenn Eltern alt werden, verändert sich vieles. Sie werden langsamer, stiller, vielleicht auch verwirrter. Manchmal verlieren sie ein Stück weit das, was sie früher ausgemacht hat: Die Kraft, den Humor, die Erinnerung.

Und wir – die Kinder, die Begleiter*innen – spüren: Etwas geht. Und etwas bleibt. Und beides gleichzeitig ist schwer auszuhalten.


Vorweggenommene Trauer: Ein stiller Abschied im Alltag.

Diese Form der Trauer hat keinen festen Namen. Keine Beerdigung, kein offizielles „Jetzt ist es vorbei“.

Und doch fühlen wir: Wir verabschieden uns. Jeden Tag ein bisschen mehr.

Vom früheren Vater, der alles wusste. Von der Mutter, die sich an jedes Detail erinnern konnte. Von gemeinsamen Gesprächen, von Gewohnheiten, von Nähe.

Es entsteht eine merkwürdige Ambivalenz: Wir sind traurig – und gleichzeitig noch gefordert.

Wir sind erschöpft – und wissen, es geht noch weiter.

Wir verlieren – und müssen trotzdem da sein.


Gefühle dürfen widersprüchlich sein.

Viele Menschen, die begleiten, sagen Sätze wie:

  • „Ich fühle mich so leer – aber auch dankbar.“

  • „Ich liebe sie – und es ist mir manchmal zu viel.“

  • „Ich wünsche mir Ruhe – und habe ein schlechtes Gewissen.“

Diese Widersprüche sind keine Schwäche.

Sie sind ein Ausdruck davon, wie komplex echte Nähe ist.


Trauern – und trotzdem leben.

Es braucht Raum. Für beides. Fürs Begleiten. Und fürs eigene Leben.


Deshalb sind Rituale so wichtig.

Nicht große, aufwendige – sondern kleine, leise Gesten:

  • Ein Spaziergang mit sich selbst

  • Eine Kerze am Abend für das, was war

  • Ein Satz am Morgen: „Ich darf fühlen, was ich fühle.“


Sie dürfen traurig sein – und trotzdem lachen.

Sie dürfen loslassen – und trotzdem lieben.

Sie dürfen weitergehen – in Ihrem Tempo.

Wenn Sie gerade Abschied nehmen, obwohl Ihre Eltern noch leben:

Sie sind nicht allein.

Diese stille Form der Trauer darf benannt werden. Sie darf sein.

Und Sie dürfen sein – mit allem, was da ist.


💚 Bleiben Sie verbunden.


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